Der Lusitano im Fokus: Tradition, Exterieur & moderne Reitkunst

Kaum eine Pferderasse verkörpert die Symbiose aus Kraft, Adel und Sensibilität so eindrucksvoll wie der Lusitano. In seinen Adern fließt das Erbe iberischer Kriegspferde, die Eleganz königlicher Reitakademien und das Feuer der traditionellen Rinderarbeit.

Inhaltsverzeichnis

Doch der Lusitano ist weit mehr als ein lebendiges Denkmal portugiesischer Geschichte. Er ist ein moderner Athlet, der die Herzen von Reitern weltweit erobert – in der Hohen Schule, im anspruchsvollen Dressurviereck und in der rasanten Working Equitation.

Viele Interessenten stehen vor der Herausforderung, hinter dem Mythos die Fakten zu erkennen: Was macht das Exterieur des Lusitanos so funktionell, welcher Charakter verbirgt sich hinter dem stolzen Blick und wie findet man das passende Pferd für die eigenen Ambitionen?

Dieses Portal führt Sie tief in die Welt der „Söhne des Windes“. Wir blicken hinter die faszinierende Fassade und bieten Ihnen fundierte Einblicke, die Sie bei Ihrer Entscheidung begleiten. Entdecken Sie mit uns eine Rasse, die wie keine andere Tradition und moderne Reitkunst vereint.

BILD EINFÜGEN: Ausdrucksstarker Lusitano-Hengst in einer imposanten Pose, die Adel und Kraft ausstrahlt

Die Welt des Lusitano: Ein umfassender Einblick

Wer den Lusitano wirklich verstehen will, sollte seine vielen Facetten kennen. Jeder der folgenden Fachartikel taucht tief in ein zentrales Thema ein und bietet Ihnen praxisnahes Wissen – von der historischen Entwicklung über die biomechanischen Besonderheiten bis hin zur Kaufberatung.

Die Wurzeln: Geschichte und Herkunft

Die Vergangenheit des Lusitanos hat seinen Charakter und seine Fähigkeiten entscheidend geformt. Seine Rolle als Kriegspferd und Partner im Stierkampf erklärt seinen Mut und seine außergewöhnliche Wendigkeit.Zum Artikel: Geschichte des Lusitano: Vom iberischen Kriegspferd zur modernen Dressur-Ikone

Der Körperbau: Exterieur und Biomechanik

Ein Lusitano ist mehr als nur ein schönes Pferd. Sein barocker Körperbau ist das Ergebnis jahrhundertelanger funktioneller Zucht. Ein kurzer, starker Rücken und eine kraftvolle Hinterhand prädestinieren ihn für höchste Versammlung.Zum Artikel: Das Exterieur des Lusitano: Analyse eines barocken Athleten

Die Seele: Charakter und Temperament

Intelligent, menschenbezogen und nervenstark – der Lusitano bindet sich eng an seinen Reiter. Dieses sensible Wesen verlangt nach einem fairen Partner, dem es im Gegenzug mit unbedingter Leistungsbereitschaft begegnet.Zum Artikel: Charakter & Temperament: Das Herz eines Kriegers mit der Seele eines Künstlers

Die Paradedisziplin: Working Equitation

In kaum einer anderen Disziplin kann der Lusitano seine angeborenen Talente so perfekt ausspielen. Die Kombination aus Dressur, Trail-Hindernissen und Rinderarbeit ist ihm auf den Leib geschneidert.Zum Artikel: Der Lusitano in der Working Equitation: Eine Symbiose aus Tradition und Sport

Das Erbe: Zuchtlinien und Blutlinien

Nicht jeder Lusitano ist gleich. Ob Veiga, Andrade oder eine andere Linie – Kenner wissen, dass die Blutlinien entscheidenden Einfluss auf Exterieur, Bewegung und Temperament haben. Ein wichtiger Einblick für ambitionierte Käufer und Züchter.Zum Artikel: Berühmte Zuchtlinien des Lusitano: Das Erbe von Veiga, Andrade & Co.

Der Weg zum eigenen Pferd: Kaufberatung

Der Kauf eines Lusitanos ist eine wichtige Entscheidung. Wir geben Ihnen eine fundierte Checkliste an die Hand, mit deren Hilfe Sie Preise realistisch einschätzen, Papiere verstehen und seriöse Züchter finden.Zum Artikel: Kaufberatung Lusitano: Worauf Sie bei Preis, Züchter und Exterieur wirklich achten müssen

Geschichte des Lusitano: Vom iberischen Kriegspferd zur modernen Dressur-Ikone

Ein Erbe, geschmiedet in Feuer und Adel

Die Geschichte des Lusitanos ist untrennbar mit der Iberischen Halbinsel verbunden. Seine Entwicklung wurde weniger von der Repräsentation an königlichen Höfen als vielmehr von den rauen Anforderungen der Schlachtfelder und Stierkampfarenen geprägt. Diese historischen Herausforderungen schufen ein Pferd, das Mut, extreme Wendigkeit und eine hohe Rittigkeit in sich vereint.

Der Einfluss von Krieg und Stierkampf

Jahrhundertelang waren iberische Pferde die begehrtesten Reittiere für die Kavallerie in ganz Europa. Sie mussten schnell, ausdauernd und vor allem nervenstark sein, um im Chaos der Schlacht zu bestehen. Parallel dazu entwickelte sich in Portugal der berittene Stierkampf, bei dem das Pferd zum Hauptakteur avancierte. Hier waren blitzschnelle Reaktionen, Pirouetten auf der Hinterhand und absoluter Gehorsam überlebenswichtig. Diese Selektion auf Funktionalität und Mut hat den Lusitano stärker geprägt als jede andere Rasse. Erst viel später, als die klassische Reitkunst an den europäischen Höfen aufblühte, wurde auch seine Eignung für die Hohe Schule erkannt und gefördert.

Vom Arbeitspferd zur Sportikone

Während sein spanischer Bruder, der Pura Raza Española (PRE), in der Zucht zeitweise stärker auf barocke, runde Formen ausgerichtet wurde, behielt der portugiesische Lusitano oft sein athletischeres, funktionelleres Exterieur. Diese Eigenschaften machen ihn heute zu einem der gefragtesten Pferde für moderne Reitdisziplinen. Seine natürliche Versammlungsfähigkeit und seine Intelligenz ermöglichen ihm Leistungen im Grand-Prix-Dressursport, während sein angeborener Mut ihn in der Working Equitation dominieren lässt. Die Geschichte ist in jedem modernen Lusitano lebendig – sie zeigt sich in seinem stolzen Ausdruck und seiner unerschütterlichen Leistungsbereitschaft.

Was Reiter heute davon lernen können

Wenn Sie einen Lusitano reiten, spüren Sie dieses Erbe. Seine Sensibilität ist keine Nervosität, sondern die hohe Aufmerksamkeit eines Pferdes, das gelernt hat, auf feinste Signale zu reagieren. Sein Vorwärtsdrang ist nicht ungestüm, sondern die Energie eines Athleten, der bereit ist, jede Herausforderung anzunehmen. Das Verständnis seiner Geschichte ist der Schlüssel zu einer fairen und erfolgreichen Ausbildung, die seine natürlichen Stärken nutzt, anstatt gegen sie anzukämpfen.

Das Exterieur des Lusitano: Analyse eines barocken Athleten

Form folgt Funktion: Der Körperbau für Versammlung

Das Exterieur des Lusitanos ist kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis einer jahrhundertelangen, auf Leistung ausgerichteten Zucht. Auf den ersten Blick fasziniert seine barocke Erscheinung, doch bei genauerer Betrachtung offenbart sich ein Körperbau, der perfekt auf die Anforderungen der Hohen Schule und der Arbeitsreitweisen zugeschnitten ist. Jedes Merkmal unterstützt das oberste Ziel: die Fähigkeit zur Versammlung.

Typische Merkmale und ihre biomechanische Bedeutung

Der Lusitano ist ein harmonisch gebautes, kompaktes Pferd, das Kraft und Eleganz ausstrahlt.

Kopf und Hals: Der oft leicht konvexe Kopf (Ramsnase) geht in einen kräftigen, hoch aufgesetzten und schön geschwungenen Hals über. Diese Konstruktion erleichtert es dem Pferd, sich im Genick zu stellen und den Hals als Balancierstange zu nutzen – eine Grundvoraussetzung für die Aufrichtung.

Rücken und Rumpf: Eines der wichtigsten Merkmale ist der kurze, tragfähige Rücken. Im Gegensatz zu vielen modernen Sportpferden bietet diese kompakte Brücke zwischen Vor- und Hinterhand eine enorme Stabilität. Sie ermöglicht eine effiziente Kraftübertragung von der Hinterhand und ist die biomechanische Voraussetzung für Lektionen wie Piaffe und Passage.

Hinterhand: Die gut gewinkelte und stark bemuskelte Hinterhand ist der Motor des Lusitanos. Sie erlaubt es ihm, weit unter den Schwerpunkt zu treten und Last aufzunehmen – die Grundlage jeder echten Versammlung.

Fundament: Die Beine sind trocken und kräftig, die Fesselung ist oft etwas steiler als bei Warmblütern, was zu den schnellen, wendigen Bewegungen beiträgt.

BILD EINFÜGEN: Seitenansicht eines korrekt stehenden Lusitanos, eventuell mit Linien, die den kurzen Rücken und die Winkelung der Hinterhand hervorheben

Herausforderungen und Besonderheiten bei der Ausrüstung

Der kompakte Körperbau stellt besondere Anforderungen an die Ausrüstung. Vor allem der Sattel muss zum kurzen Rücken passen. Standardmodelle sind oft zu lang und können im Lendenbereich Druck verursachen, was die Bewegungsfreiheit der Hinterhand einschränkt.

Dies ist ein entscheidender Punkt, den viele Reiter übersehen. Ein zu langer Sattel sabotiert genau jene Versammlungsfähigkeit, für die der Lusitano gezüchtet wurde.

Praxis-Tipp: Für Reiter von Lusitanos und anderen barocken Pferden ist die Wahl des richtigen Sattels essenziell. Es gibt spezialisierte Hersteller, deren Modelle auf die Bedürfnisse von Pferden mit kurzem Rücken und breiter Schulter ausgelegt sind. (Partnerhinweis: Marken wie Iberosattel haben Konzepte entwickelt, die eine maximale Auflagefläche bei gleichzeitig kurzer Gesamtlänge bieten und so die Rückengesundheit und Bewegungsfreiheit fördern.)

Worauf Sie als Käufer achten sollten

Achten Sie bei der Beurteilung eines Lusitanos nicht nur auf Schönheit, sondern auf Funktionalität. Ein harmonisches Gesamtbild, ein tragfähiger Rücken und eine aktive Hinterhand sind wichtiger als ein spektakulärer Hals. Ein korrekt gebauter Lusitano bewegt sich leichtfüßig und tendenziell bergauf – ein klares Zeichen für seine athletischen Fähigkeiten.

Charakter & Temperament: Das Herz eines Kriegers mit der Seele eines Künstlers

Mehr als nur ein Reittier: Ein Partner fürs Leben

Die wahre Faszination des Lusitanos liegt in seinem Charakter. Wer einmal das Vertrauen eines solchen Pferdes gewonnen hat, spricht nicht mehr von einem Sportgerät, sondern von einem Partner. Die Rasse vereint scheinbare Gegensätze: den unerschrockenen Mut eines Kriegers mit der Sensibilität und Intelligenz eines Künstlers. Diese einzigartige Mischung macht ihn zu einem außergewöhnlichen Reitpferd, stellt aber auch besondere Anforderungen an seinen Reiter.

Die Kernmerkmale: Mut, Menschenbezug und Kooperation

Im Gegensatz zu vielen anderen Rassen, die auf Fluchtverhalten selektiert wurden, musste der Lusitano in der Arena und auf dem Schlachtfeld an der Seite des Menschen bestehen. Dies hat folgende prägende Eigenschaften hervorgebracht:

Mut und Nervenstärke: Ein Lusitano ist von Natur aus neugierig und mutig. Er stellt sich neuen Aufgaben oft mit beeindruckender Gelassenheit, solange er seinem Reiter vertraut.

Menschenbezogenheit: Lusitanos bauen eine extrem enge Bindung zu ihrer Bezugsperson auf. Sie suchen aktiv den Kontakt und wollen ihrem Reiter gefallen. Diese Eigenschaft macht das Training zu einer dialogorientierten Zusammenarbeit.

Intelligenz und Lernbereitschaft: Sie lernen unglaublich schnell – sowohl Gutes als auch Schlechtes. Ihre hohe Auffassungsgabe verlangt nach einem Reiter, der präzise und faire Hilfen gibt. Einmal Gelerntes vergessen sie selten.

Sensibilität: Sie reagieren auf feinste Hilfen und Stimmungen. Grobheit oder ungerechte Behandlung können sie tief verunsichern. Ihre sensible Natur ist keine Schwäche, sondern ein Zeichen ihrer hohen Intelligenz.

Die Herausforderung: Der richtige Reiter für einen Lusitano

Diese besondere Mentalität bedeutet, dass der Lusitano nicht für jeden Reiter geeignet ist. Er braucht einen Partner, der seine Intelligenz zu schätzen weiß und seine Sensibilität als Chance zur feinen Kommunikation begreift. Ein Reiter, der nur auf Dominanz und mechanische Hilfengebung setzt, wird das wahre Potenzial eines Lusitanos niemals entdecken. Das Pferd blüht unter einem Menschen auf, der eine faire Partnerschaft sucht und bereit ist, ebenso viel zu lernen wie sein Pferd.

Tipps für den Umgang und das Training

Um eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen, sollten Sie Folgendes beachten:

  1. Geduld und Fairness: Geben Sie dem Pferd Zeit, Ihre Hilfen zu verstehen. Bestrafen Sie es nicht für Missverständnisse.

  2. Abwechslung: Fordern Sie seinen wachen Geist. Monotones Training langweilt ihn schnell. Bodenarbeit, Ausritte und Lektionen im Wechsel halten ihn motiviert.

  3. Seien Sie der Fels in der Brandung: Aufgrund seiner engen Bindung orientiert sich der Lusitano stark an Ihnen. Wenn Sie in neuen Situationen ruhig und souverän bleiben, wird er es auch sein.

Der Lusitano in der Working Equitation: Eine Symbiose aus Tradition und Sport

Die Disziplin, für die er geboren wurde

Wenn es eine moderne Reitdisziplin gibt, die dem Wesen und den Fähigkeiten des Lusitanos perfekt entspricht, dann ist es die Working Equitation. Diese aus der traditionellen Arbeitsreitweise Südeuropas entstandene Sportart vereint Dressur, Geschicklichkeit, Tempo und Rinderarbeit. Sie verlangt genau jene Eigenschaften, die über Jahrhunderte in der portugiesischen Zucht kultiviert wurden: Intelligenz, Wendigkeit, Mut und eine enge Partnerschaft zwischen Reiter und Pferd.

Warum der Lusitano in der Working Equitation dominiert

Die Überlegenheit des Lusitanos in dieser Disziplin ist kein Zufall. Sein gesamtes Profil – sowohl körperlich als auch mental – prädestiniert ihn für die vier Teilprüfungen:

Dressur: Die natürliche Versammlungsfähigkeit, der hoch aufgesetzte Hals und die aktive Hinterhand ermöglichen eine ausdrucksstarke und korrekte Vorstellung, die oft mit hohen Noten belohnt wird.

Stiltrail: Hier sind Rittigkeit, Gehorsam und Mut gefragt. Ob beim Überqueren einer Brücke, Öffnen eines Tores oder Rückwärtsrichten durch ein L-Gatter – der Lusitano meistert diese Aufgaben mit seiner angeborenen Gelassenheit und Präzision.

Speedtrail: Wenn es auf Zeit geht, kommen seine explosive Antrittsschnelligkeit und seine Fähigkeit, auf kleinstem Raum zu wenden, zum Tragen. Er kann aus vollem Galopp eine Pirouette um ein Hindernis drehen und sofort wieder beschleunigen.

Rinderarbeit: Hier zeigt sich sein Erbe aus der Arbeit auf den Feldern. Viele Lusitanos besitzen einen angeborenen Cow Sense – ein instinktives Gefühl für die Bewegung der Rinder, das sie zu unschätzbaren Partnern in dieser Prüfung macht.

BILD EINFÜGEN: Dynamische Aufnahme eines Lusitanos mit Reiter im Speedtrail der Working Equitation, z.B. am Slalom oder beim Glockenstechen

Vom traditionellen Arbeitsgerät zum internationalen Sportstar

Die Working Equitation hat dem Lusitano eine globale Bühne geboten, auf der er seine einzigartigen Talente präsentieren kann. Portugiesische Reiter und ihre Lusitanos dominieren seit Jahren die internationalen Meisterschaften und demonstrieren eindrucksvoll die Harmonie, die in dieser Partnerschaft möglich ist. Reiter wie der mehrfache Weltmeister Gilberto Filipe Silva sind zu Ikonen des Sports geworden und haben die Rasse weltweit bekannt gemacht. Diese Erfolge basieren auf einer Ausbildung, die die natürlichen Instinkte des Pferdes respektiert und fördert.

Tipps für angehende Worker

Wenn Sie mit einem Lusitano in die Working Equitation einsteigen möchten, konzentrieren Sie sich auf die Grundlagen:

  1. Bauen Sie Vertrauen auf: Die Basis für den Trail ist ein Pferd, das Ihnen blind vertraut. Trainieren Sie die Gelassenheit an einfachen Hindernissen.

  2. Perfektionieren Sie die Dressur: Eine solide dressurmäßige Grundlage ist unerlässlich. Alle Trail-Aufgaben erfordern ein hohes Maß an Durchlässigkeit und Kontrolle.

  3. Spielen Sie mit dem Tempo: Üben Sie schnelle Übergänge und abrupte Tempowechsel. Das ist der Schlüssel für einen schnellen und fehlerfreien Speedtrail.

Berühmte Zuchtlinien des Lusitano: Das Erbe von Veiga, Andrade & Co.

Mehr als nur ein Name: Der Einfluss der Blutlinien

Für den Laien mag ein Lusitano wie der andere aussehen, doch für Züchter und Kenner ist die Blutlinie ein entscheidendes Qualitätsmerkmal. Sie gibt Auskunft über das Erbe, die zu erwartenden Eigenschaften und das Potenzial eines Pferdes. Die portugiesische Zucht wird von wenigen, aber sehr einflussreichen Gründerfamilien und ihren Linien dominiert. Diese Linien zu kennen, ist ein entscheidender Vorteil beim Kauf und bei der Beurteilung eines Pferdes – eine Information, die in vielen allgemeinen Rasseporträts fehlt.

Die wichtigsten Zuchtlinien und ihre Merkmale

Obwohl es viele Züchter gibt, gehen die meisten modernen Lusitanos auf einige wenige Hauptlinien zurück. Die beiden bekanntesten sind Veiga und Andrade, die oft als die Pole der Zucht beschrieben werden.

Veiga (MV): Diese von Manuel Veiga gegründete Linie ist der Inbegriff des „klassischen“ Stierkampfpferdes. Veiga-Pferde sind typischerweise etwas kleiner, extrem agil und reaktionsschnell. Sie haben einen ausgeprägten Ramskopf, sind sehr mutig und besitzen ein feuriges Temperament, den sogenannten „Fogo“. Sie gelten als die athletischsten und funktionellsten Lusitanos, perfekt für Working Equitation und den Stierkampf. Berühmte Hengste wie Novilheiro stammen aus dieser Linie.

Andrade (RA): Pferde der Andrade-Linie, begründet von Ruy d’Andrade, sind oft größer, rahmiger und weisen ein edleres, geraderes Kopfprofil auf. Sie sind bekannt für ihre exzellenten, raumgreifenden Gänge und einen etwas ruhigeren, aber ebenso kooperativen Charakter. Diese Eigenschaften machen sie besonders für den modernen Dressursport interessant.

Alter-Real (AR): Dies ist eine staatliche Zuchtlinie, die ursprünglich das portugiesische Königshaus belieferte. Alter-Real-Pferde sind oft Braune und bekannt für ihre beeindruckende Knieaktion und ihre Eignung für die Hohe Schule. Sie sind ein wichtiger Teil des portugiesischen Kulturerbes.

Wie Blutlinien die Kaufentscheidung beeinflussen

Die Kenntnis der Zuchtlinie hilft Ihnen, das richtige Pferd für Ihre Ziele zu finden. Suchen Sie einen wendigen, schnellen Partner für die Working Equitation? Dann könnte ein Pferd mit hohem Veiga-Anteil die richtige Wahl sein. Träumen Sie von einer Karriere im großen Dressurviereck? Dann könnte ein Lusitano mit Andrade-Einfluss besser passen. Viele moderne Züchter kombinieren gezielt verschiedene Blutlinien, um die besten Eigenschaften zu vereinen – zum Beispiel die Gänge des Andrade mit dem Mut und der Agilität des Veiga.

Tipps für Ihre Recherche

  1. Studieren Sie die Papiere: Auf den offiziellen Dokumenten der APSL (dem portugiesischen Zuchtverband) ist die Abstammung lückenlos verzeichnet.

  2. Fragen Sie den Züchter: Ein seriöser Züchter kann Ihnen genau erklären, welche Linien er führt und warum er sich für bestimmte Anpaarungen entschieden hat.

  3. Schauen Sie sich die Vorfahren an: Recherchieren Sie berühmte Vorfahren im Stammbaum. Oft geben Bilder und Videos von Hengsten wie Novilheiro, Opus-72 oder Rubi AR einen Hinweis auf das Potenzial ihres Nachwuchses.

Kaufberatung Lusitano: Worauf Sie bei Preis, Züchter und Exterieur wirklich achten müssen

Eine Entscheidung mit Herz und Verstand

Der Kauf eines Lusitanos ist für viele Reiter die Erfüllung eines Traums. Damit dieser Traum gelingt, ist eine rationale und gut informierte Herangehensweise unerlässlich. Neben der emotionalen Verbindung müssen auch Fakten wie Preis, Gesundheit, Ausbildung und Abstammung stimmen. Dieser Leitfaden bietet Ihnen eine praktische Checkliste, um Sie bei der Suche nach Ihrem perfekten Partner zu unterstützen.

Preisspannen und was sie beeinflusst

Die Preise für Lusitanos können stark variieren, und es ist wichtig zu verstehen, welche Faktoren den Wert eines Pferdes bestimmen.

Unter 10.000 €: In dieser Preisklasse finden sich oft Jungpferde, Pferde ohne vollständige Papiere (Cruzados) oder ältere Pferde. Hier ist besondere Vorsicht geboten.

10.000 € – 25.000 €: Dies ist eine realistische Preisspanne für solide ausgebildete Freizeitpferde oder vielversprechende Jungpferde von guten Züchtern mit vollen APSL-Papieren.

Über 25.000 €: Ab hier beginnt der Bereich für Pferde mit besonderer Qualität. Dazu gehören gekörte Hengste, Pferde mit Turniererfolgen in höheren Klassen oder Nachkommen extrem berühmter Vererber. Die Obergrenze ist, wie im internationalen Pferdemarkt üblich, offen.

Wichtig: Ein hoher Preis ist keine Garantie für Qualität. Umgekehrt sollte ein verdächtig niedriges Angebot Sie skeptisch machen.

Die Suche nach dem richtigen Züchter oder Verkäufer

Ein seriöser Verkäufer ist Gold wert. Achten Sie auf folgende Punkte:

Transparenz: Der Züchter sollte offen über die Geschichte, Ausbildung und eventuelle gesundheitliche Probleme des Pferdes sprechen.

Haltungsbedingungen: Machen Sie sich ein Bild von der Aufzucht und Haltung der Pferde. Wachsen die Jungpferde artgerecht im Herdenverband auf?

Dokumente: Ein reinrassiger Lusitano muss über Papiere der APSL (Associação Portuguesa de Criadores do Cavalo Puro Sangue Lusitano) verfügen. Lassen Sie sich das blaue Buch (Pass) und das Zuchtdokument zeigen.

Zeit: Ein guter Verkäufer gibt Ihnen Zeit, das Pferd mehrmals zu besuchen und in Ruhe auszuprobieren.

BILD EINFÜGEN: Eine Szene, die Vertrauen symbolisiert – ein Käufer, der ein Lusitano-Fohlen oder Jungpferd auf einer Weide bei einem Züchter betrachtet

Die Checkliste für die Besichtigung

Nehmen Sie sich für die Besichtigung ausreichend Zeit und ziehen Sie idealerweise einen erfahrenen Trainer oder Tierarzt hinzu.

  1. Erster Eindruck im Stall:Ist das Pferd entspannt und menschenzugewandt oder ängstlich?Wie ist der Pflegezustand von Fell, Hufen und Mähne?

  2. Exterieur-Beurteilung im Stand:Ist der Körperbau harmonisch? (Beachten Sie die Besonderheiten des Exterieurs)Steht das Pferd korrekt auf allen vier Beinen?Gibt es sichtbare Narben, Schwellungen oder Fehlstellungen?

  3. Vorführen an der Hand (Schritt & Trab):Bewegt sich das Pferd taktrein und losgelassen?Zeigt es Raumgriff und eine aktive Hinterhand?

  4. Probereiten:Wie verhält sich das Pferd beim Satteln und Aufsteigen?Ist es rittig und reagiert es fein auf die Hilfen?Testen Sie das Pferd in allen drei Grundgangarten und wenn möglich auch außerhalb des Reitplatzes.

  5. Ankaufsuntersuchung (AKU):Bestehen Sie immer auf einer tierärztlichen Untersuchung durch einen Tierarzt Ihrer Wahl. Eine große AKU inklusive Röntgenbildern ist bei höheren Kaufpreisen dringend zu empfehlen, um das Risiko von versteckten Mängeln zu minimieren.

Ein gut geplanter Pferdekauf ist der erste Schritt zu einer langen und glücklichen Partnerschaft. Nehmen Sie sich die Zeit, die es braucht, um die richtige Entscheidung zu treffen.