Suchen Sie ein Pferd, das die majestätische Kraft eines barocken Kraftpakets mit einem sanften Gemüt und einer einzigartigen Optik verbindet? Dann sind Sie vermutlich schon auf den Barockpinto gestoßen – eine Rasse, die oft als „bemalter Friese“ bezeichnet wird, aber so viel mehr ist als nur eine auffällige Farbe.
Wer sich für einen Barockpinto entscheidet, wählt einen ausdrucksstarken Partner. Doch hinter der faszinierenden schwarz-weißen Scheckung stecken besondere Merkmale bei Charakter, Körperbau und Gesundheit, die jeder Interessent kennen sollte. Dieser Leitfaden führt Sie durch die entscheidenden Aspekte, damit Sie fundiert bewerten können, ob dieser beeindruckende Vierbeiner wirklich zu Ihnen passt.
Der Barockpinto auf einen Blick: Steckbrief und Fakten
Für den schnellen Überblick haben wir die wichtigsten Merkmale des Barockpintos für Sie zusammengefasst.
- Typ: Barockpferd, oft im Quadratformat
- Stockmaß: Ca. 155 – 170 cm
- Farbe: Plattenscheckung (Tobiano), meist Rappschecke
- Exterieur: Kräftiger Hals, breite Brust, gut bemuskelte Kruppe, oft üppiger Behang
- Charakter: Menschenbezogen, nervenstark, intelligent, arbeitswillig
- Eignung: Dressur, Fahren, Show, Working Equitation, anspruchsvolles Freizeitreiten
- Preis: Ab ca. 2.000 € für ein Fohlen, ab 5.000 € für ein gerittenes Pferd
- Wow-Faktor: Die Rasse erlebt einen enormen Aufschwung. Laut der Zentralen Dokumentation Tiergenetischer Ressourcen in Deutschland ist die Zahl der Zuchttiere hierzulande rasant gestiegen: von 82 im Jahr 2011 auf 442 im Jahr 2023 – ein Wachstum von über 430 %.
Charakter und Temperament: Der sanfte Riese mit starkem Nervenkostüm
Der Barockpinto vereint das Beste aus zwei Welten: das ruhige und menschenbezogene Wesen des Friesen mit der Leistungsbereitschaft und Rittigkeit des Warmbluts. Diese Pferde gelten als ausgesprochen nervenstark und unerschrocken, was sie zu verlässlichen Partnern im Gelände und in neuen Situationen macht.
Ihre hohe Intelligenz und ihr ausgeprägter Arbeitswille brauchen jedoch einen Reiter, der sie geistig fordert und fair ausbildet. Ein Barockpinto, der nicht gefördert wird, neigt dazu, sich eigene Aufgaben zu suchen. Bei konsequenter und pferdegerechter Führung entwickeln sie eine tiefe Bindung zu ihrem Menschen und zeigen sich im Viereck ebenso motiviert wie bei einem entspannten Ausritt.
Ideal geeignet für:
- Reiter, die einen vielseitigen Partner für Dressur und Freizeit suchen.
- Fahrer, die ein imposantes und zuverlässiges Gespannpferd schätzen.
- Showreiter, die von der einzigartigen Präsenz und den Lektionen der Hohen Schule fasziniert sind.
Exterieur und Typ: Die Kunst der perfekten Passform (Sattel-Spezial)
Der Körperbau des Barockpintos ist beeindruckend, stellt aber viele Reiter vor eine unerwartete Herausforderung: die Sattelsuche. Sein Erbe von spanischen Pferderassen und Friesen bringt typische Merkmale mit sich, die mit Standard-Sätteln oft nicht kompatibel sind.
Typische Herausforderungen des barocken Körperbaus:
- Kurzer, breiter Rücken: Viele Sättel sind zu lang und verursachen Druck auf die Lendenpartie.
- Steile, breite Schulter: Die Schulterfreiheit wird oft eingeschränkt, was die Bewegungsqualität mindert.
- Ausgeprägter Widerrist: Der Widerrist kann hoch sein, während der Rücken dahinter schnell stark abfällt.
Ein unpassender Sattel führt nicht nur zu Rittigkeitsproblemen, sondern kann langfristig ernsthafte Gesundheitsschäden verursachen. Deshalb ist es entscheidend, von Anfang an auf eine Lösung zu setzen, die speziell für diesen Pferdetyp entwickelt wurde.
Zucht und Herkunft: Vom „bunten Friesen“ zur Erfolgsgeschichte
Die moderne Geschichte des Barockpintos ist untrennbar mit einem Namen verbunden: Bonte Nico. Dieser gekörte Pinto-Hengst wurde in den 1950er Jahren in den Niederlanden trotz seiner Scheckung zur Veredelung in der Friesenzucht eingesetzt. Seine Nachkommen legten den Grundstein für eine Zucht, die gezielt barocke Eleganz mit der auffälligen Tobiano-Scheckung kombinierte.
Das offizielle Zuchtziel beschreibt ein Pferd mit mindestens 37,5 % Friesenblutanteil, gekreuzt mit blutgeprägten Warmblütern. Diese gezielte Selektion hat sich bewährt, wie die beeindruckenden Zahlen belegen: Der Zuwachs von über 430 % in nur 12 Jahren zeigt, dass der Barockpinto keine reine Modeerscheinung ist, sondern eine etablierte Rasse mit einer wachsenden und engagierten Züchter- und Reitergemeinschaft.
Gesundheit und Haltung: Darauf sollten Sie als Besitzer achten
Durch den signifikanten Friesenanteil können beim Barockpinto bestimmte Erbkrankheiten auftreten, die man vor dem Kauf kennen sollte. Seriöse Züchter testen ihre Zuchttiere, um das Risiko zu minimieren.
Zwei relevante Gendefekte sind:
- Wasserkopf (Hydrocephalus): Führt zu einer tödlichen Ansammlung von Hirnflüssigkeit bei Fohlen.
- Zwergenwuchs (Dwarfismus): Verursacht schwere Wachstumsstörungen und gesundheitliche Probleme.
Abgesehen von diesen genetischen Aspekten gilt der Barockpinto als robustes Pferd. Er neigt jedoch wie viele barocke Rassen dazu, leichtfuttrig zu sein. Eine bedarfsgerechte Fütterung mit ausreichend Raufutter und kontrolliertem Weidegang ist essenziell, um Übergewicht und Stoffwechselprobleme zu vermeiden. Der oft üppige Behang erfordert zudem regelmäßige Pflege, um Hauterkrankungen wie Mauke vorzubeugen.
Einsatzgebiete und Vielseitigkeit: Mehr als nur ein Showpferd
Die imposante Erscheinung macht den Barockpinto zu einem Star in jeder Showarena, seine Talente gehen jedoch weit darüber hinaus. Seine Kombination aus Kraft, Versammlungsfähigkeit und Gelassenheit macht ihn zum idealen Partner für viele Disziplinen.
Besonders in der klassischen Dressur und der Working Equitation kann er seine Stärken voll ausspielen. Seine natürliche Aufrichtung und sein Talent für versammelnde Lektionen prädestinieren ihn für anspruchsvolle Aufgaben. Gleichzeitig macht ihn seine Nervenstärke zu einem verlässlichen Freizeitpartner, der auch vor der Kutsche eine beeindruckende Figur abgibt.
Was kostet ein Barockpinto? Ein realistischer Überblick
Die Preise für Barockpintos variieren stark je nach Alter, Ausbildungsstand, Abstammung und Qualität. Ein Blick auf gängige Verkaufsportale liefert jedoch verlässliche Richtwerte für Ihre Budgetplanung.
- Fohlen/Absetzer: Ein Fohlen von einem seriösen Züchter kostet in der Regel ab etwa 2.000 Euro.
- Gerittenes Pferd: Für einen solid ausgebildeten, gesunden Barockpinto sollten Sie mit Preisen ab 5.000 Euro aufwärts rechnen. Besonders gut ausgebildete Pferde oder solche mit Turniererfolgen können deutlich teurer sein.
Achten Sie beim Kauf nicht nur auf den Preis, sondern vor allem auf eine transparente Zuchtgeschichte und eine aktuelle Ankaufsuntersuchung.
Fazit: Ist der Barockpinto das richtige Pferd für Sie?
Der Barockpinto ist die ideale Wahl für Reiter, die ein vielseitiges, charakterstarkes und optisch beeindruckendes Pferd suchen. Seine wachsende Beliebtheit ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer durchdachten Zucht, die Schönheit und Leistung vereint.
Bevor Sie sich jedoch auf die Suche machen, sollten Sie zwei zentrale Punkte für sich klären:
- Sind Sie bereit, in eine passende Ausrüstung zu investieren? Die Notwendigkeit eines speziell angepassten Sattels ist keine Option, sondern eine Grundvoraussetzung für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit dieses Pferdetyps.
- Können Sie dem intelligenten Wesen gerecht werden? Der Barockpinto braucht eine sinnvolle Aufgabe und eine faire, konsequente Führung, um sein volles Potenzial zu entfalten.
Wenn Sie beide Fragen mit „Ja“ beantworten, steht Ihrem Traum vom schwarz-weißen Barockpferd nichts mehr im Wege.
Partner-Hinweis:
Die Suche nach dem perfekten Sattel für barocke Pferde kann eine Herausforderung sein. Hersteller wie Iberosattel haben sich auf die Entwicklung von Sätteln spezialisiert, die auf die besonderen Bedürfnisse von Pferden mit kurzem, breitem Rücken zugeschnitten sind und maximale Schulterfreiheit gewährleisten.




